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Mittwoch, 10. Januar 2018

Den Vögeln gepredigt oder There is no reason for my being. NOW!

Neulich stoße ich in einem Forum auf ein Zitat:  I stopped explaining myself when I realized people only understand from their level of perception.
Ich kontere spontan: I stopped explaining myself when i realized,  that there are no reasons for my thinking and acting.

Herr Lapidar schreibt dazu:   "Lolo...und auch diese Einsicht (Erscheinung) geht vorüber".
(Ich stutze kurz, weil mir das so bekannt vorkommt, dass mir schwanen will, dass ich selbst evtl. schon mal so etwas geschrieben haben könnte? Dass geistige Erkenntnisse vorübergehen? Hm.... Kann sein -  als ich der Sprache noch  nicht so mächtig war, das Unbeschreibbare zu beschreiben, habe ich allerhand geschrieben, was ich heute nicht mehr so formulieren würde. Was kümmert mich also mein Geschwätz von gestern! -  wenn sich zwar die Art meiner Beschreibung ändert, nicht aber die "Sache" - der zustandslose Zustand -  selbst.)

OK, die Frage, die hier zu klären wäre und die durch Herrn L. implizit in den Raum gestellt wurde, lautet,  ob geistige Erkenntnisse Erscheinungen sind bzw. ob es sich dabei um "vorübergehende" Phänomene (Erscheinungen, Formen) handelt.

Ich differenziere zunächst zwischen den verstandesmäßigen (Er-)Kenntnissen des Verstandes und den geistigen Erkenntnissen im Gewahrsein.   Normale diskursive Gedanken sind Formen (Erscheinungen), im Gewahrsein ist hingegen formloses Erkennen ohne wertende und interpretierende Formgebung.


Unter "Erscheinung" verstehe ich auf der personal-dualen BW-Ebene alle sichtbaren und unsichtbären Phänomene.  Aus der transpersonalen Sicht des Absoluten SUBJEKTS, welches ICH BIN,  definiere ich  "Erscheinung" nicht als  Phänomen/Form, sondern bezieht sich eher auf die Scheinbarkeit der Phänomene/Formen.
Was im Ichlosen  Bewusstsein "erscheint", erscheint ohne Absicht und ohne Grund.  Es erscheint AUFGRUND der Grund- und Absichtslosigkeit und nicht kraft meines Glaubens  an konditionierte Glaubenssätzen, die allesamt rational vom Egomind begründet werden können. (Das ist so, weil...) Dass etwas erscheint, heisst, etwas erscheint in meinem Bewusstsein und verschwindet wieder, derweil ich es NICHT identifizierend ergreife! Da ist schlichtweg NIEMAND mehr, der sich begehrlich der sichtbaren und unsichtbaren Phänomene ver-greifend bemächtigen könnte.

Dass etwas absichtslos und grundlos "erscheinen" kann, ist also abhängig von der Wahrnehmung des  ichlosen SUBJEKT-Bewusstsein, welches ICH BIN. So können egoische Gefühle wie  Wut z.B. nicht absichts- und grundlos "einfach so erscheinen", denn Wut hat immer einen Grund im Ego. auch wenn ich lese, dass es im Zen eine solche geben soll.  Wer was anderes sagt, erzählt "Geschichten ÜBER....", d.h., er konstruiert verallgemeinende philosophische Gedanken, die nicht auf dem authentischen SEIN, sondern einem Wissen ÜBER ...  - und damit auf der "Objekt-Infizierung" des SUBJEKTS, welches ICH BIN, gründet. Diese Objektivierung des absolut SUBJEKTIVEN ist somit nichts anderes als relativierende Glaubenssatzkonstruktion.
Wer z.B.  wütend ist,  ist identifiziert, denn da ist JEMAND, der einen Gedanken ergriffen hat und aufgrund dieses Gedankens Wut entwickelt. Wut kann niemals absichtslos sein, sie will immer ETWAS erreichen. Auch Freude ist auf der Ego-Ebene nicht absichts- und grundlos, sie ist immer an ETWAS gebunden, freut sich ÜBER dies und jenes ETWAS...

Auf der transegoischen Ebene "erscheinen einfach so" nur dann, wenn NIEMAND  - kein Ego - da ist, was sie identifizierend ergreifen kann. Bei der Wahrnehmung der Dinge handelt es sich hierbei um eine nicht interpretierende Wahrnehmung.
Wenn einäugige Nondualisten nun sagen, dass Wut "einfach so erscheine", dann verdrehen sie die Wahrheit so,  dass das Unwahre als Wahr erscheint, als ein "Etwas", welches "vorüberziehen " könnte, ohne vom Ego "ergriffen" zu werden.  Wut aber ist in sich ein egoisches Ergriffensein! Und ja, sie geht wie alles, von dem das Ego ergriffen ist, vorüber, insofern sie keine Dauer hat!
Genau -  ich glaube, da könnte der  Hase im Pfeffer liegen für den Grund, warum mich immer tiefe Verwirrung heimsuchen will bzw. der tiefe Drang nach Klärung erfasst, wenn spirit. Sucher vom "Vorüberziehen von Erscheinungen" wie Wut/Trauer und anderer Gefühle sprechen: sie verwechseln bei dem Begriff des "Vorüberziehens" die Ebenen. Sie denken relativ, an Dauer, im Sinne von: Alles geht vorüber, nichts bleibt auf Dauer. Wenn es so oft heisst, dass die Gedanken wie Wolken am Himmel vorüberziehen, dann meint man damit die Gedanken, mit denen das Ego NICHT identifiziert ist. Nicht die Wut ist die Wolke am Himmel des ungetrübten Bewusstseins, sondern der Gedanke, der die Wut auslöst!

Aber: Zwischen dem egoischen Vorüberziehen im Sinne von Vorbeigehen und dem transegoischen Vorüberziehen - unendlicher Abstand! Im Bewusstsein des Gewahrseins zieht das Wahrgenommene  nicht im Sinne von Dauer vorüber/vorbei, sondern im Sinne von "vom Ego unergriffen/unrealisiert/ uninterpretiert" (Wie ein Film)
Gewahrsein ist ja gerade das, was die Identifizierung (Ergreifung von Gedanken/"meins") verhindert und auflöst - wie könnte sich da Wut zeigen?  Wo Wut auftaucht, ist man mit dem Film identifiziert! Wut ist Bewusstlosigkeit. Vielleicht meint man im Zen dies: dass man mit der Wut arbeiten kann, wenn sie auftaucht? Dem würde ich zustimmen, aber sie taucht immer nur aus dem Ego auf, niemals im Gewahrsein. Wenn sie auftaucht, dann soll man nicht warten, bis sie "vorbeizieht" bzw. vorbeigeht, - was meist auf Dissoziation hinausläuft, derweil das Ego versucht, die Wut neutral wahrzunehmen - sondern sie sich richtig BEWUSST machen, denn es ist die volle Bewusstwerdung, welche die egoischen Gefühle transformiert.

Egoische Gefühle wie Wut haben immer einen Grund, eine Ursache und eine Wirkung, im ewigen JETZT gibt es aber keine Causalzusammenhänge mehr, mit denen man identifiziert ist - das kannst du, wenn du nur willst, gerade JETZT nachprüfen, dass es Causalzusammenhänge nur in deinem Denken gibt, als angelernten Glaubenssatz/Dogma. JETZT kannst du  niemals Ursache UND Wirkung beobachten, derweil sie ja zeitlich auseinanderliegen!  Es bedarf also der Zeit! Das Ewige aber ist jenseits der Zeit, jenseits der Causalität. Aus der ewigen Perspektive existiert das Vergängliche einfach  nicht. Das Paradox: dass ich auch als ein mit Dogmen nicht mehr identifizierter Mensch dennoch gezwungen bin, mich auf der Causalebene zu bewegen; der Unterschied zum unbefreiten Mind ist der, dass ICH  nicht mehr daran GLAUBE,  derweil  mir BEWUSST ist, dass ich in der Kommunikation mit anderen - z.B. bei meinen Meinungskundgebungen beim Tagesspiegel und anderen Medien - nur so tue, ALS OB es wahr wäre.  Ich GLAUBE nicht daran, dass dies ein Spiel ist, sondern ICH BIN nurmehr das Spiel, das ICH spiele.
Im "Zustandslosen Zustand" bzw. aus der ichlosen Perspektive  gibt es keine Frage nach dem Warum, wo das Ich tot ist, ist auch der Konjunktiv gestorben - yep, und auch Aristoteles kann einpacken. lol.
ICH BIN  grundlos,  alles, was existiert, existiert ohne Wenn, Weil und ohne Warum wie die berühmte Rose... - die Ros' blüht ohn Warum...

Sehr selten, dass ich einem anderen Menschen mein Verhalten erkläre, seit ich im warumlosen Warum weile..hehe... sicher geschah dies in einigen Fälle,  aber nur, WEIL kleine Kinder eine Antwort wollen bzw. WEIL es den Verstand des anderen befriedigen soll,  der darauf beharrt, einen Grund und ein Warum zu finden, andernfalls er Tobsuchtsanfälle kriegt.  Es klingt in den Ohren angepasster Kinder sehr autoritär und rigoros, wenn ich auf die Frage, warum ich dies oder jenes tue, antworte: Ich tue das, WEIL ich das tue.  "Keine Ahnung" ... Es gelingt mir einfach nicht mehr, Gründe zu finden, Rationalisierungen aus dem Hut zu zaubern... mein Tun und Denken ist ohne Ziel und Absicht (z.B. irgendwelche Projekte in der Welt "da draussen" zu realisieren) ohne Warum.

Die Letztgültige Erkenntnis des grundlosen Grundes ist überzeitliche Wahrheit, sie  geht weder vorüber noch vorbei, weil:  "Letztgültige Erkenntnis" ist immer transformierende Erkenntnis.  Transformation heisst u.a., dass egoische Eigenschaften in transegoische Seinsweisen (Tugenden/"Losigkeiten") transformiert werden. Was du einmal los bist, kriegst du  nie wieder! 
LOL! Da lacht das Kind... - - -

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Fazit: : Zitat Nr. 1. ist relative Wahrheit. Es ist Ausdruck und Erkenntnis des erfahrungsbasierten Egominds. Dass es auch ein Ausdruck von Hochmut sein kann, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.  

Die Version Nr. 2  hingegen ist gewahrseinsbasierte Absolute Wahrheit und Ausdruck (m)einer tiefen Einsicht/Erkenntnis, dass es keine Gründe für mein Tun und Lassen gibt, dass alles "einfach so", d.h. aus einem "grundlosen Grund" und in  "absichtsloser Absicht"  geschieht.  (Was mich gerade an die KIW-Suggestion erinnert, sinngemäß: Ich tue und sage nichts  aus einem bestimmten Grunde bzw. nichts geschieht aus dem Grund, den ich meine. Haha - Was natürlich suggeriert, dass es einen anderen Grund dafür gebe.lol) 
Auf dem Bild oben habe ich  meinen Spruch geändert, der Sinn ist derselbe:  .... there are no reasons for my being. NOW.
Wobei ich aber auch nicht vergessen will zu erwähnen, dass du und das Leben total Sinn macht - auf der BASIS, der Da-Seins-Ebene. Da muss man erst mal durch: durch die volle Identifizierung mit dem Da-Sein des Körpers/Materie/ Formen/Person  - dem DaSein. Und das fängt bei den Gefühlen an...


Meine Antwort  - getriggert einmal mehr von dem in spirituellen Kreisen oft inflationär gebrauchten Begriff der "Erscheinung" -  geriet so lang, dass ich ein Blogposting daraus machte. Mein extrem kurz angebundener Gesprächspartner wollte sich nicht weiter  einlassen,was meinem Klärungs- und Wahrheitsdrang keinen Abbruch tut, notfalls predige ich auch den Vögeln... den Papageien...lol....




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