Nachtrag zum "Rendezvous mit Herrn Renz" vom 10.02.18
Als es mich am nächsten Morgen um 4 Uhr in der Früh aus dem Bett und auf die Brille trieb, wurde mir dorten schlagartig klar, um was es dem "Alten Meister" gegangen sein könnte, als er den "Idioten" aufforderte, logische Schlüsse aus seinem Resümee zu ziehen - ungeachtet dessen, dass logische Schlussfolgerungen spirituell höchst unkorrekte Verhaltensweisen des schnöden Egominds sind - Pfui über ihn!Um den Faden erneut aufzuheben, hier noch einmal der Vers, - ein Fundstück im Forum der Letzten Tage - auf den sich u.a. Karl Renz und mein letztes Blogposting bezog und der mich noch am frühen Morgen beschäftigt hielt:
Das Selbst ist weder Mann oder Frau, noch ist es androgyn:
Es ist weder Intellekt noch Vorstellung.Wie kannst du dann glauben,
dass das Selbst glückselig oder freudlos ist?
[aus: Dattatreya, Avadhuta Gita, 1.471.47.]
| Der Eine Ton (Collage ByMe) |
So allein wie er dasteht, macht der Vers für mich überhaupt keinen Sinn, deswegen glaube ich, dass er aus dem Zusammenhang gerissen wurde...weshalb ich mir mal kurz die Zeit genommen und mal gegoogelt habe - und siehe da >>>
http://www.avadhuta-gita.de/ pdf by Wilhelm Klingholz
Auf den ersten Blick finde ich zwar nicht das primär Gesuchte, aber es fällt mir schon eine Antwort auf die Frage ins Auge, wie es möglich ist, dass man glauben kann, dass das Selbst glückselig sowie freudlos sein könnte, die Antwort scheint aus dem selben Mund zu kommen, der oben noch mahnt, wie man denn glauben könne, dass das Selbst glückselig (oder freudlos) sei :
(...) Mein Wesen ist Glückseligkeit und Makellosigkeit.
Glückseligkeit!!! Hey! Und dies wird am Ende eines jeden Verses wiederholt! Also was denn jetzt, was soll der Schüler denn nun glauben - es ist ja nicht jeder Widerspruch ein göttliches Paradox! Das ist schon sehr verwirrend, derweil so ein Schüler die Geister nicht unterscheiden kann und deshalb noch nicht erkennen kann, dass das WESEN des SELBST eine GEGENSATZLOSE=immerwährende "Glückseligkeit" ist - im Vergleich zum Glück des Egos , dessen (Un-)Wesen es ist, immer zwischen Glück und Unglücklichsein/Freudlosigkeit zu schwanken.
Ich suche weiter, weil ich noch nach Klarheit über die restliche Bedeutung dürste. So diffus wie der Vers formuliert ist, entspricht er m. E. nicht dem klaren Stil des "Avadhuta", wie er mir er in der Klingholz- Pdf vorliegt. Aha - ich werde fündig: hier die ORIGINALfassung im 1. Teil: Die Unterweisung in Wissen I, Vers 47
47. Es ist nicht neutral.
Es ist nicht Mann. Es ist nicht Frau.
Es ist nicht Bewusstsein.
Noch ist es eine Vorstellung.
Es hat keinen Frieden,
noch ist es ohne Frieden.
Wie kann man also das Selbst verstehen?
Das klingt schon gaaanz anders, da gibt es auch nix zu meckern dran... Ausser, dass ich unter Neutralität den nicht wertenden Charakter des GEWAHR-Seins verstehe, aber da kommt man wieder in die EindeutigkeitsBredoullie, denn das Gewahrsein ist weder wertend noch NICHT wertend.
Ich habe was dagegen, das Selbst glückselig zu nennen, es ist wie jede Definition fragwürdig. Man kanns nicht anders als im Paradox beschreiben, in diesem Sinne empfinde ich die ultimative Seinsweise als eine Art nüchterner Besoffenheit. Flow...
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Wenn ich von "Postmoderner Spiritualität" spreche, dann definiere ich diese allein aufgrund der Art und Weise, wie sich mir Spiritualität seit 6 Jahren auf dem spirituellen Internet-Marktplatz der diversen Foren und Facebook-Seiten darbietet. Insofern habe ich festgestellt, dass sie zu einem großen Teil dem Junk- und Fastfoodbedürfnis des aktuellen Zeitgeists entspricht und letzten Endes auf eine Spiritualität ohne Gott hinauszulaufen scheint - was offenbar " dem übergeordneten Trend zur Säkularisierung" entspricht (W. Ehrmann, siehe unten)
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Gerade fiel mir ein Video über Nondualität in den Fokus, in dem wurde gleich zu anfang mit der Karotte des "Nichts-Tuns" gewunken: ein postmoderner besser gesagt: postspiritueller Glaubensartikel, der besagt, um in die "Nondualität einzutauchen", bedürfe es keinerlei Veränderung, die Identität würde nicht verloren gehen.
Na, das ist mal eine glatte Unwahrheit: Niemals kann man mit dem Ich-Gefühl in die Nondualität "eintauchen". Wo Ich anwesend ist, ist Gott/Nondualität/Einheit/SELBST abwesend.
Tatsächlich muss nichts verändert werden, das heisst, du musst nichts bestimmtes tun, ausser ACHTSAM zu sei, aus der Achtsamkeit erfolgt alles andere wie von SELBST. Die Veränderung liegt in der Achtsamkeit begündet, die Achtsamkeit bewirkt die Annahme und Akzeptanz dessen, was hier und jetzt gerade los ist - bei MIR los ist, nirgends sonst. Was man häufig in diesen Kreisen nicht weiss: Annahme meint immer subjektbezogene Selbstannahme.
Ich glaube, dass es einem unbewussten spirituellen Sucher aufgrund seiner Aussenorientierung erst mal unmöglich ist, sich selbst anzunehmen und er sich stattdessen zunächst in objektbezogener Annahme übt und dies wahrscheinlich so lange tun wird, bis ihn ein geistiger Paukenschlang zur UMKEHR zwingt.
In der objektibezogenen Annahme nimmt man alles an, was von aussen auf das Ich zukommt, "das, was ist" wird in der Aussenwelt festgemacht, bei den äusseren Geschehnissen, der Aktion und Reaktion der Anderen.
Bei der subjektiven Selbstannahme ist "das, was ist", primär meine subjektive Reaktion/Gefühle auf die objektiven Gegebenheiten in der Aussenwelt im persönlichen Hier und Jetzt.
Bei der objektiven Annahme handelt es sich um eine patrarchalisch-christliche Askeseübung, eine masochistische Unterwerfung unter den Schmerz, die anfangs durchaus sehr lustvoll sein kann. Die Aussenwelt wird zum Substitut für Gott. Jeder zugefügte Schmerz, jede Beleidigung wird empfängen wie aus den Händen Gottes.
Aber alles, was auf aussen auf das Ich zukommt, ist der falsche Gott, er mag sich noch so heilig gebärden. Bevor man ein Schmerzjunkie wird und ein ausgewachsener Masochist, sollte man beizeiten davon abspringen.
Die subjektive Selbstannahme ist die matriarchalisch-heidnische Erlaubsnisgebung für alles, was in MIR menschlich ist. Das ist für das christliche Askesebewusstsein schlichtweg die Hölle und der Teufel ist immer das Weib.
ACHTUNG! Zwischen diesen beiden Polen von Chaos und Alter Ordnung findet der innerpsychische Kampf zwischen Gut und Böse statt! Der Original-Djihad! Der Heilige Krieg! Dies ist ein äusserst wichtiger Punkt, weil sich hier auf der einen Seite das äusserste Leid und auf der anderen Seite die größte "Glückseligkeit" abspielt: zwischen den Polen der Erlaubnisgebung, ganz Ich zu sein und dem Ge-bot, Nicht-Ich zu sein.
Egal, in welchen Pol man ein schwingt, - es ist ausweglos man wählt immer den Tod: entweder den Tod/Regression des Ichs in der prärationalen Unterwerfung und im lustvollen Aufgehen im WIR/ Kollektiv oder der Tod des Egos in der "progressiven" Auflösung der kollektiven Konditionierungen.
Das sind hier keine theoretischen Erörterungen, ich spreche hier aus eigener Erfahrung, ich habe an anderer Stelle schon einmal davon berichtet, wie ich ca. 20 Jahre lang zwischen zwei Extremen hin- und hergependelt bin wie zwischen Manie und Depression. Erst JETZT gerade offenbart sich mir die Sache in einem erweiterten Bedeutungsrahmen und ich kann in Worte fassen, was sich der Beschreibung bislang entzog.
(Unter diesem Gesichtspunkten betrachte man mal den aktuellen weiblichen Zeitgeist, den Humanitarismus!)
Es erfordert schon eine erhöhte achtsame Praxis, um die Wahrheit zu erkennen, dass die Veränderung in der Selbstannahme verborgen liegt und gewissermassen eine Art Abfallprodukt oder ein Zusatzgeschenk ist, da sie nicht erstrebt werden kann, sondern sich aus sich SELBST heraus ent-wickelt. Und das ist Schwerstarbeit, weil es die meisten Widerstände gegen die Selbstannahme gibt, da das Ego nicht sich selbst, sondern nur das annehmen kann, was von aussen auf es zukommt. Ein Ego, das sich selbst annimmt, erhöht sich.
Genauso wenig wie gesehen wird, dass auch der Widerstand gegen Veränderung angenommen werden muss, so wenig kann der Egomind sehen, worin die Veränderung liegt. Er kann sich nicht selbst aus dem Sumpf ziehen. Selbstannahme der Person ist immer SELBSTannahme in, mit und durch das Wahre SELBST. Das Ich ist ja doch nicht in seiner Gänze vom Wahren Selbst getrennt! Achtsamkeit kommt nicht aus dem Ego, sondern aus dem Geiste des Gottes bzw. des Gewahrseins. Achtsamkeit etabliert sich im Geiste ehrlicher schonungsloser Selbsterforschung (was nicht mit christlicher Gewissenserforschung zu verwechseln ist!
Die Wahrheit liegt also in der Subjektiven Selbstannahme und der bewussten Ich-Identifizierung verborgen: Im selben Maße wie man sich selbst annimmt, nimmt man auch die Anderen an. Niemals umgekehrt! Selbstannahme wurde im Christentum als destruktiver Narzissmus und Egoismus diskriminiert. Der wahre Weg zur Wahren SELBSTLiebe führt IMMER über die Annahme und Selbstliebe des Kleinen Selbst (Ich).
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