FUNDSTÜCK:
Tao-hsin: Nein, ja doch
"Ein Mann trat vor Tao-hsin und fragte ihn: „Darf ich den Weg suchen, ohne Rücksicht auf meine Familie?“ Tao-hsin antwortete: „Nein.“ Der Mann fragte weiter: „Dann muss ich meine Suche beenden?“ Tao-hsin antwortete wieder: „Nein.“
Später fragte der Mann Hung-jen nach dem Sinn der Antworten. Hung-jen riet ihm, ein zweites Mal seinen Lehrer aufzusuchen.
Also ging der Mann erneut zu Tao-hsin und fragte: „Darf ich den Weg suchen, ohne Rücksicht auf meine Familie?“ Tao-hsin antwortete: „Ja.“ Der Mann fragte überrascht weiter: „Dann muss ich meine Suche nicht beenden?“ Tao-hsin: „Doch.“
(aus Tao-hsins verschollenen Schriften)"
Veröffentlicht am 23. Juli 2018 von Nitya
https://satyamnitya.wordpress.com/
Satamnitya's Deutung:
„Darf ich, muss ich, muss ich nicht?“ – „Wenn, dann!“ Wie soll jemand wie Tao-hsin mit so’nem Hirnie umgehen? Also ich wäre einfach genervt und ich vermute mal, Tao-hsin war es auch. Solche Typen wie „dieser Mann“ können einen das ganze Leben lang nerven. Ewig diese Fragerei, was erlaubt oder verboten, richtig oder falsch sei! Ewig diese messerscharfen Logeleien: Wenn A so ist, dann muss B so sein! Es ist einfach nur langweilig und öde. Vom Himmel stößt gerade ein Falke herab, um seine Beute zu ergreifen, und da kommt jemand daher und will, dass ich meine kostbare Lebenszeit mit seinem Quatsch vertue! „Darf ich, muss ich, muss ich nicht?“ – „Wenn, dann!“ Wäähhh!Ich bin mir ja nicht so ganz sicher, ob sich so’n Ch’an Patriarch wie Tao-hsin nicht gelegentlich einfach wie ein normaler Mensch verhält oder ob er immer ganz den Ch’an-Patriarchen spielt oder ob der Ch’an-Patriarch den normalen Menschen keineswegs ausschließt. Ich tippe eher auf die letztere Version. Ich sag mal: Tao-hsin ist von dem sog. Sucher schlichtweg nur genervt. Er könnte jetzt einfach sagen: „Mach bloß die Biege!“ Sagt er aber nicht. Eine kleine Lektion muss der Typ schon abkriegen für sein Generve. Also antwortet Tao-hsin auf die gleiche Frage einmal dies und einmal das genaue Gegenteil. So, jetzt hat der Mann seinen Dreck im Schächterle und kann sich so seine Gedanken machen. Wahrscheinlich wird er ja denken, dass er hier an einen Verrückten geraten ist. Auf den Gedanken, dass er vielleicht ziemlich verrückte Fragen gestellt hat, wird er wohl eher nicht kommen, sondern stattdessen nach jemandem suchen, der bereit ist, ihm seine sehr berechtigten Fragen ernsthaft zu beantworten.
Also jetzt mal ganz im Ernscht: „Darf ich den Weg suchen, ohne Rücksicht auf meine Familie?“ Was soll man denn darauf antworten? „Wenn du deine Familie verlässt, hat das Konsequenzen, wenn du sie nicht verlässt, hat das Konsequenzen. Um dir über die Konsequenzen Klarheit zu verschaffen, brauchst du keinen Ratgeber. Es sieht so aus, als würdest du weder die einen noch die anderen Konsequenzen an der Backe haben wollen. Nun suchst du dir einfach einen Idioten, der dir einen Rat gibt und hinterher dann schuld an deinem Elend ist. Ein Elend wirst du so oder so ernten, aber du möchtest nicht schuld an deiner Misere sein. Mit Ch’an hat der ganze Mist sowieso absolut rein gar nix zu tun.“ Wäre das besser? Hilfreicher? Wollen Ch’an-Patriarchen überhaupt hilfreich sein? Hilfreich für Leute, die einfach nur Schuldige für ihr angeblich verpfuschtes Leben suchen? Mein Tipp: „Würfle einfach. Dann hast du deinen Schuldigen.“
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Meine Deutung:
Nachdem ich mir die Geschichte einige Male durchgelesen habe, sehe ich darin ganz klar die "Schritte" bzw. die Struktur des Tetralemmas durchscheinen - den 4er-Weg der Erkenntnis: Bejahung, Verneinung, Sowohl-als auch, Weder dies noch das-Paradox. Scheitern des Verstandes am Paradox=Erleuchtung/Erkenntnis.
Die Geschichte hat übrigens einen doppelten Boden: Erst mit dem zweiten Besuch entfaltet sich die Geschichte nicht nur für den Schüler, sondern auch in seiner "meta-kommunizierten" Bedeutung als Koan für den LESER. - -
Den Koan knackt nur, wer die Struktur dahinter erkennen kann.
Nitya macht daraus eine pädagogische Lehrer-Schüler Angelegenheit. Er legt den Schwerpunkt seiner Deutung auf das negative=nervige Verhalten des Schülers, Dass er den Schwerpunkt darauf legt, zeigt, dass er, Nitya das Autoritätsproblem hat, welches er implizit dem Mann in der Geschichte zuweist. Er, Nitya ist immer noch der Rebell, der auf "darf" und "muss" und "sollte"-Anforderungen allergisch reagiert und so kann er nicht anders, als seine Schwäche auf den "Mann" zu projezieren.
Bezeichnend für seinen rebellischen Sinn ist - welch Zufall! - dass mich beim Lesen auf dieser Seite oben rechts seine Gif-Grafik anblinkt: Sag NEIN! Im Nein-Sagen hat er Erfahrung, das muss er nicht üben. Mit dem Ja-Sagen hat er seine Probleme, die sich immer wieder zeigen, wenn er Diskutanten aus der Kommentarfunktion seines Blogs sperrt, die nicht seiner Meinung sind bzw. solche, die ebenso geübt im militanten Neinsagen und Widerspruch sind, wie er - weshalb er sich vorlieblich mit mit braven Jungs und Mädels, mit "guten Schülern". Ja-Sagern.
Wenn man nicht brav ist, gibt Schläge, da plustert er sich wie ein wilhelminischer Choleriker; er war Lehrer und das Oberlehrerhafte läßt sich auch in seinen Deutungen nicht verhehlen.
(Nitya ist kein spiritueller Lehrer, er deutet die alten Meistergeschichten wie ein Moralist oder Psychologe, Für einen rüden Oberlehrerverstand ist es so gut wie unmöglich, lustvoll an einem Paradox zu scheitern.)
Wie so oft weicht er auch bei dieser Geschichte in eine moralitäre Deutung aus. Er erkennt nicht die Koanhaftigkeit der Geschichte und versucht die scheinbaren Widersprüche mit dem Verstand zu deuten und legt den paradoxen Worten des Meister eine moralische Absicht zugrunde, eine Haltung, die ihm, Nitya zu eigen ist: Genervtsein.
Der letzte Satz, der auf den mutmaßlichen Urheber hinweist, ist übrigens so überaus deutlich paradox, dass es schwerfällt, über die Frage hinwegzulesen: Wie zum Teufel ist es möglich, aus "verschollenen Geschichten" eine Geschichte zu zitieren!???
Das Paradox ist wie ein schönes Weib, um sich ihm hinzugeben, musst du den (harten Klein-)Geist aufgeben. Und so läßt sich einmal mehr feststellen: Dem Herrn Nitya fehlt es ganz gewaltig an der Hingabe. Er legt die Axt an die Meister-Geschichte; statt mit zarter meditativer Aufmerksamkeit durch die Oberfläche hindurch zu dringen, penetriert er sie mit seinem harten lieblosen Verstand und degradiert den fragenden Mann (Schüler) in schwarzpädagogischer Manier zu einer quengeligen Nervensäge!
Am Ende seines "fiktiven" Gedankenganges gibt es gar einen Schuldigen! Das ist alles, mehr kommt da nicht mehr... Seine ganze Argumentation kommt aus dem normativen konditionierten Denken des Normalverstandes. Nitya ist unfähig die wichtige Frage, die der Mann an den Meister stellt, aus einer höheren quasi "depersonalisierten" Perspektive zu betrachten: Es geht doch in Wirklichkeit nicht darum, dass der Mann seine Familie konkret verläßt, sondern um den übertragenen Sinn!: Es geht darum, dass er seine emotionale Verhaftung erkennt, seine Bindung an seine Familie, die ausschliessliche Identifizierung mit seinem "Clan"... es geht um das Bewusstmachen der archaischen "Affenliebe", die ihn an die Familie bindet, und die andere Menschen von dieser Liebe ausschliesst...
Auch die spirituelle Suche wird vom Meister paradox beantwortet, weil sie paradox IST!
Zudem bin ich sicher, dass ein Meister niemals bei solchen Fragen "genervt" reagiert, schon deshalb nicht, weil sie essentiell sind. Warum sollte man die Genervtheit - also eine Ego-Reaktion - für wert befinden, weitergetragen zu werden? Ja, ohne diese Frage hätte er auch keine meisterliche Antwort geben können. Diese Geschichten sind Lehr- und Meistergeschichten, Gleichnisse, die einen tieferen Sinn haben, den es zu erfassen gilt. Doch in der normativen Deutung Nityas erweist sich einmal mehr: Ego kann nur Ego sehen - da ein schnöder Oberlehrer-Verstand in den Meisterworten nur sich selbst "erkennen" kann. Die ganze Deutung erweist sich letztlich nur als eine Projektion des Nitya-Egos!
Werter Herr Nytia: Nicht der Mann in der Geschichte, sondern SIE sind der "Hirni". Ich weiss, Sie vertragen solcherart Ansinnen schlecht, aber Sie SOLLTEN und DÜRFEN solche Texte niemals analysieren, sondern MEDITIEREN!
Um die Geschichten der alten Meister zu deuten, bedarf es der Gabe der Unterscheidung der Geister, das bedeutet u.a. dass man zwischen einer Analyse des Verstandes und geistiger SCHAU unterscheiden kann.
***
Bislang sehe ich nur zwei Kommentare auf Nityas Ausführungen; der erste stammt von meinem alten Bekannten Herrn Fredo:
"echt ? … wirklich ? … is ja´n Ding !"
Das klingt ganz nach einem fredoischen WitzErleuchtungBlitz. Was bleibt, ist Lachen, ne? Oder sollte sich da vielleicht eine leiser sarkastischer Zweifel versteckt haben?
Folks - So weit ich das versprechen kann, seht Ihr mich fürderhin bereit, eurer Symbiose lustvoll-penetrant mit der Läuseforke auf den Pelz zu rücken. (😈diabolisch lach* )
Der zweite Kommentar - ein Video - stammt von einem anderen windelweichen Ja-Sager, der sich darin der Deutungsweise seines Rudelführers anschliesst. OMG - Es ist schon witzig zu sehen, wie sich in einem sich hocherleuchtet gebenden Blog eine archaische Stammesmentalität breitmacht.
AUF DIE AFFEN, IHR BÄUME! LOL
*Hmmm... Blogger.com von Google hat nur ein FREUNDLICHES Teufelchen im Emoji-Angebot.... tzzzzz diese Gutmenschen...
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