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Mittwoch, 18. Juli 2018
Salto Mortale - !JETZT!
Übung.
Die "Konzentration auf einen Punkt" ist eine männlich-asketische Übung. Diese "Übung" hatte sich früher bei mir ganz von selbst eingestellt, z.B. wenn ich morgens um 4 Uhr aufstand und die Gedanken, die sich schon mit den Anforderungen des kommenden Tages beschäftigen wollten, eindämmte. Ich hatte für diesen Anlass ein kleines Ritual kreiiert und versuchte, mich strikt auf diese Handlung zu konzentrieren und jeden Gedanken, der mich ablenken wollte, abzuschneiden und zurückzukommen. Oder wenn ich beim Einschlafen und anderen Gelegenheiten das Vater unser in derselben konzentrierten Weise zu beten versuchte. Oder wenn ich mehr oder weniger regelmäßig die Füllübung nach Gurdjeff machte
Ich habe von dieser Übung mal gehört, was genau man darunter versteht, weiss ich nicht. Man fragt sich ja doch dabei, auf was für einen "Punkt" man sich da konzentriert. Meine Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass es keinen anderen "Punkt" gibt als der jetzige Moment bzw. die Aufgaben und Tätigkeiten konzentriert zu tun, die gerade JETZT anstehn.
Heute, gerade jetzt erkenne ich, dass kein Mensch irgendwelche Anleitung für andere spirituelle Übungen braucht, wenn er nur Achtsamkeit übt. Aus der Achtsamkeit ergibt sich alles von SELBST. Für die "Übungen", die sich bei mir von SELBST einstellten, hatte ich damals keine Begriffe. Den Buddhismus und seine Übungspraxis kannte ich noch nicht und die christliche Askese der Wüstenväter faszinierte mich, machte mir zugleich aber auch Angst und Bange.
GEht es nicht beim Zen auch um diese Konzentration? Bisher war ich der Ansicht, dass es sich bei der Zen-Meditation um autoritäre Unterdrückung handelt, derweil eine durchgehende Konzentration auf äussere Tätigkeiten - die Pflichten des Alltags - m. E. verhindert, dass tabuisierte verdrängte Botschaften des Unbewussten bewusst gemacht werden. Vielleicht habe ich auch nur etwas falsch verstanden.
Ich erinnere mich aber auch, dass ich genau das Gegenteil tat: mich bewusst von jedem Gedanken ablenken und den "Affen" tanzen liess, dass man dies freies Assoziieren nennt, war mir auch nicht bekannt. Ja, genau, so war es: die Konzentration auf einen Punkt, den jetzigen Moment gelang mir erst, als ich schon eine zeitlang Schattenarbeit gemacht hatte, was anderes war es nämlich nicht, was ich des Morgens tat: Zuerst konzentrierte ich mich auf mein Ritual, brachte mich damit quasi "in the mood" und dann liess ich los....und dann sprudelte es nur so aus mir heraus... Spannung-Entspannung. Ich schrieb alles auf. (Und vernichtete später alles).
Subjektbezogen bezieht sich die Evolution des Bewusstseins auf die Zeit der Schatten- bzw. Tiefenprozesse welche die Persönlichkeitsreifung/Individuation begleiten. Ist der personale Schatten integriert, erfährt man die Letztgültige Erleuchtung besser gesagt: Befreiung und das Gewahrsein ist stabil, es gibt dann so etwas wie Erleuchtung nicht mehr, weil es auch keine Dunkelheit mehr gibt, in die das BW wieder zurücksinken könnte, wenn der personale Schatten aufgelöst ist.
Ab diesem Punkt ist die BW-Umkehr vollzogen und die Identifizierung mit der Aussen- und Innenwelt ist weitgehend aufgelöst. Das personale Unbewusste ist bewusst gemacht und nun geht die Reise weiter in die Unendlichkeit des "Unbewussten Gottes" hinein.
Evolution - Involution. Wo das Ich sich in der Evolution nach "oben" zum "Himmel" streckte, ist es nun umgekehrt, der Himmel senkt sich auf das Ich. (Involution)
Wo's Menschlein tut zum Himmel streben,
da kommt ihm Gott auf halbem Weg entgegen.
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JETZT
Die Wahre Natur des Menschen ist eine doppelte, menschlich UND göttlich und die zeigt sich in Jesus realisiert. Deshalb ist er den Menschen ein Vorbild zur Nachfolge. Das Erscheinen Jesu im Neuen Testament macht dem Alten Testament ein Ende, es bringt durch die PERSON Jesus die erlösende Botschaft, welche die Menschen des AT aus der Knechtschaft des falschen Gottes (Ego) befreit.
Jesu Botschaft war, dass alle Menschen Gottes Söhne/Kinder sind , nicht allein nur durch den Glauben, sondern nur, wenn man ihm NACHFOLGT!
Ich habe mich schon des öfteren gefragt: Wurde Jesus als Gottmensch geboren oder war Jesus erst am am Ende seines Kreuzweges der Gottmensch? Was starb am Kreuz - das Ego? Diese Frage hat mich immer verwirrt, derweil sie in beide Richtungen führte. Jetzt aber sehe ich ganz klar: Die Geschichte Jesu zeigt keineswegs die Geschichte des Ego zum wahren SELBST, wie ich einst glaubte, es ist gerade umgekehrt: es zeigt das Schicksal des göttlichen SELBST in der Welt und seinen letztgültigen Sieg über die Welt (Ego).
Ich habe es oft gehört, aber nie verstanden, wenn mir als Kind in der Kirche oder im Religionsunterricht gepredigt wurde, dass in dem Menschen Jesus Gott in die Welt hinabgestiegen sei. Jetzt erkenne ich: Es stimmt! Die BILDER des Alte Testaments zeigen recht eigentlich die EVOLUTION, die Bewusstseinsentwicklung des Menschen/Menschheit, seine Kämpfe zwischen Gut und Böse in der eigenen Psyche wie auch auf der Weltbühne... Es zeigt in allem seine Persönlichkeitsreifung, seine wahre Menschwerdung. Am Ende dann die Apokalypse, der Untergang der egoischen Welt (-anschauung).
Das Neue Testament beendet den Kampf, es bringt Erlösung, Erfüllung, Befreiung und der Weg führt hinein in die unendlichen Tiefen des Bewusstseins (Reich Gottes). Diese Reise beginnt scheinbar mit Weihnachten, dem Symbol für die Geburt des Göttlichen Kindes in der Seele des Menschen und endet scheinbar mit Ostern resp. der Auferstehung. In WAHRHEIT ist Ostern, Pfingsten, Weihnachten alles gleichzeitig. JETZT. INVOLUTION!
Ich schaue es wie eine Art fotografisches Positiv- bzw. Negativ-Bild oder 2 Seiten einer Medaille: Was sichtbar in der Welt erscheint, ist die Geschichte des Egos, dahinter spielt sich unsichtbar die sog. Heils-Geschichte ab. Gleichzeitig. JETZT.
Subjektbezogen, also auf die Person bezogen, ist das Alte Testament keine vergangene Geschichte, sondern findet immer JETZT in der Psyche (Seele) des Menschen statt. Nicht auf der Weltbühne, sondern in der Seele des Menschen sollte der Kampf zwischen den dunklen Kräften* des AT (Ego) und den hellen Kräften des Neuen Testaments (SELBST/Gott) gekämpft werden. Eine Religion, die zwar Umkehr predigt, diese aber ihren Anhängern konkret nicht vermitteln kann, bleibt in der Objektverhaftung stecken und wird nicht aufhören, Kriege und Konflikte zu schüren.
Für mich ist es heute gleich gültig, ob Jesus ein historisches Ereignis war oder nicht. Wer sich selbst erkennt, der erkennt, dass Jesus hinter der materiellen Erscheinung "nur" ein Repräsentant und Archetyp des Wahren SELBST ist, so wie die ganze (Menschheits-)Geschichte nur Symbol und Gleichnis für die Wirklichkeit HINTER der Maske der Materie, hinter dem Schleier von Raum und Zeit ist.
Die Geschichte Jesu, des Buddha oder Krishna - sie alle sind Finger, die auf den Mond zeigen...
Niemand, der wahre Selbsterkenntnis bzw. ein vertieftes Gewahrsein hat, kann die Wahrheiten der Bibel anzweifeln.
Daran lassen sich auch die neuzeitlichen falschen Propheten erkennen: Wer die religiösen Bilder, die uns die Heiligen Schriften der Völker vermitteln, nicht in ihrer tiefen Bedeutung erkennt, sie vielleicht gar ablehnt, weil er Relgion an sich ablehnt, steht nicht in der WAHRHEIT, d.h., er hat kein Gewahrsein, keine SELBSTerkenntnis.
Die Heiligen Schriften sind nicht das Übel, das Übel ist die (objektbezogene) geistlose Buchstabengläubigkeit eines religiösen Egos, welches den Kontakt zu Geist und Seele verhindert - sie hat den Schlüssel zum Himmelreich vor den Menschen versteckt und ist damit zu der Krankheit geworden, von der sie zu befreien vorgibt.
Das ist die Sünde wider den Heiligen GEIST - und der machen sich alle exoterischen Religionen schuldig - wenn sie die Schriften rein äusserlich nehmen und damit der Religion das Herz brechen und die Herzen derer verwirren, die Ernst mit der Religion machen und "umkehren". Umkehr ist nichts anderes als die Rückkehr zum Ursprung - Umkehr ist eine langsamer Salto Mortale aus der Objektbezogenheit des Egos in die SUBJEKTbezogenheit des Absoluten SUBJEKTS, das ICH BIN.
Ich bin schon des öfteren von großmäuligen sog. Spirituellen dafür getadelt worden, dass ich immer noch dem Glauben an die (christliche) Religion anhaften würde... weil ich ein christliches Vokabular benutze. Solch ein Tadel fällt bei mir in die Kategorie: Spiri-Idiotie. Diese Sorte von Fach-Idioten sind bis zum Kragen abgefüllt mit falschen Vorstellungen und theoretischem Spiri-Stuff, haben aber absolut keinen Schimmer, was Individuation resp. Umkehr in der konkreten Praxis bedeutet und dass in der letztgültigen "Großen Erfahrung" jegliche Religion transzendiert wird. Wer die Religion transzendiert hat, hat die Gabe der "Unterscheidung der Geister", das heisst, alles bislang Verborgene/Unbewusste enthüllt sich ihm mehr und mehr in seiner absoluten WAHRHEIT (Gewahrsein), u.a. kann er eben auch die religiösen Schriften durch-SCHAUend deuten, und nicht nur die Schriften der eigenen Religion... Jenseits von Ego ist auch Jenseits von Gottvater & Co.
Und dennoch... LOL.
Der einzige Schlüssel zum Himmelreich ist die Achtsamkeit - davon spricht Jesu Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, die ihre Lampen angezündet bzw. nicht angezündet haben für den Fall, dass der Bräutigam (der Seele) sein Kommen ankündigt. Ich finde es schon tragikomisch, wenn sich die christlichen "Väter" heute die Tugend der Achtsamkeit über den Buddhismus (Zen) importieren müssen, nur weil keiner da ist, der die Gleichnisse Jesu in der rechten Weise zu deuten versteht bzw. hat man die Mystiker, welche sie zu deuten verstanden, nicht selten als Ketzer getötet.
In diesem Zusammenhang fie mir gerade ein Gebet Dag Hammerskjölds in den Fokus, mit dem ich - ähnlich wie mit Simone Weil - früher eine zeitlang ein Herz und eine Seele war, später aber beide zu asketisch befand.
Du, der über uns ist,
Du, der einer von uns ist,
Du, der ist -
auch in uns.
Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper.
Ich widerstehe seinem Drang, aus dem Fenster zu entweichen,
an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen,
um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort, wo mein Körper ist: hier in diesem Raum.
In diesem gegenwärtigen Augenblick lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los.
Ich lege sie jetzt in Deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte und lasse sie Dir.
Für den Augenblick überlasse ich sie Dir.
Ich warte auf dich erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von Dir tragen.
Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein zum innersten Kern meines Seins, wo Du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens bist du immer schon vor mir da,
schaffst, belebst, stärkst ohne Unterlaß
meine ganze Person.
Gott, Du bist lebendig.
Du bist in mir.
Du bist hier.
Du bist jetzt.
Du bist der Grund meines Seins.
Ich lasse los.
Ich sinke und versinke in Dir.
Du überflutest mein Wesen.
Du nimmst von mir Besitz.
Ich lasse meinen Atem zu diesem Gebet der
Unterwerfung unter dich werden.
Mein Atem, mein Ein- und Ausatmen, ist
Ausdruck meines ganzen Wesens.
Ich tue es für dich - mit Dir in Dir.
Jesus sagt in den Evangelien: Die Zeit, (da das Reich Gottes anbricht) ist nahe, die Zeit ist JETZT. Auch wenn die Religion transzendiert ist, so gibt mir die Mehrdimensionalität und Vielschichtigkeit der Bibel noch unendlich viel zu deuten. Ich lese schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Bibel, war auch früher kein Bibelleser. Ich bin christlich erzogen worden und alles, was ich je hörte und las aus der Bibel, bekommt nun seine Bedeutung von Innen heraus.
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*Nochmal und immer wieder: Zu den "dunklen Kräften" des Unbewussten gehört aus transegoischer Sicht nicht nur das Böse, sondern auch das Gute!
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